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Zeugnisformulierung im Arbeitszeugnis

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04.04.2023

Das Arbeitszeugnis stellt für Arbeitnehmer:innen eine wichtige Urkunde dar, die Sie entweder zur Abgleichung der eigenen Einschätzung oder für kommende Bewerbungen nutzen. Die Arbeitszeugnis-Formulierung muss stets wohlwollend ausfallen, um Ihren Werdegang nicht zu behindern. Unwissen über die Bedeutungen kann zu unverständlichen Absagen im Bewerbungsverfahren führen, weswegen Sie hier eine Hilfestellung erhalten.

Zeugnisformulierung im Arbeitszeugnis

Lesezeit: 5 Minuten

Was sind Arbeitszeugnis-Formulierungen?

Nach § 109 GewO (Gewerbeordnung) des geltenden Arbeitsrechts haben Sie einen Anspruch auf die Ausstellung eines Arbeitszeugnisses. Dies können Sie sogar bis zu drei Jahre nach der Beendigung des Arbeitsverhältnisses nachfordern, sofern es innerhalb eines Jahres angefordert wird – ansonsten kann der Anspruch verfallen.

Das Arbeitsrecht schreibt zudem „wohlwollende Arbeitszeugnis-Formulierungen“ vor, aus denen sich einige Fallstricke ergeben können. Offensichtliche negative Formulierungen sind nicht zulässig, weswegen Sie sich hier das nötige Fachwissen über die Bedeutung der einzelnen Formulierungen aneignen können. Dennoch müssen die getroffenen Aussagen der Wahrheit entsprechen, auch wenn Ihr:e Vorgesetzte:r mit Ihrer Arbeitsleistung nicht zufrieden war.

Wie setzen sich Zeugnis-Formulierungen zusammen?

Das Prinzip eines Arbeitszeugnisses entspricht dem eines ausformulierten Schulzeugnisses. Alle Beurteilungen beziehungsweise Aussagen erben somit Schulnoten von 1 bis 5 („sehr gut“ bis „mangelhaft“). Hierfür existieren die unterschiedlichsten Formulierungen, die wir Ihnen für eine erste Überprüfung an die Hand geben.

Wie erreiche ich eine gute Arbeitszeugnis-Formulierung?

Die einfachste Antwort: Leisten Sie gute Arbeit und seien Sie ein:e angenehme:r Arbeitnehmer:in. In der Praxis wissen wir, dass es manchmal nicht an einem selbst liegt, wie sich der Arbeitsalltag entwickelt. Doch selbst wenn Sie von sich behaupten, ein:e gute:r Mitarbeiter:in zu sein, kann Ihr:e Vorgesetzte:r aus unterschiedlichen Gründen anderer Meinung sein. Stimmen Ihre Beurteilungen nicht überein und finden Sie keine Einigung, bleibt nur der Gang zum Arbeitsgericht, um eine neue Beurteilung einzuklagen.

Der Aufbau eines Arbeitszeugnisses

Arbeitszeugnisse sind allesamt nach einem einheitlichen Schema aufgebaut.

Nach der Überschrift, die beispielsweise „Zeugnis“, „Arbeitszeugnis“ oder ähnlich lautet, folgen die Einleitung, der Haupt- und Schlussteil.

Wie sieht eine Einleitung in einem Arbeitszeugnis aus?

Die Einleitung des Arbeitszeugnisses beinhaltet die vertraglichen Daten zwischen Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in:

  • Persönliche Daten der angestellten Person
  • Beginn und Beendigung des Arbeitsverhältnisses (sofern dies nicht aus der Schlussformel klar wird)
  • Tätigkeitsbeschreibung, welche den beruflichen Werdegang einschließt

Wie sieht der Hauptteil in einem Arbeitszeugnis aus?

Im Hauptteil des Arbeitszeugnisses geht es im Detail um die geleistete Arbeit, die Beurteilungen der Tätigkeit, der Führungsqualität sowie des persönlichen Verhaltens.

Leistungsbeurteilung:

  • (Erworbene) Fachkenntnisse
  • Arbeitsqualität
  • Initiative und Fleiß seitens der angestellten Person
  • Verantwortungsbereitschaft
  • Durchsetzungs- und Ausdrucksfähigkeit
  • Verhandlungsgeschick

Wichtig: Hierbei ist zu erwähnen, dass die Beurteilung sich an dem Tätigkeitsfeld des/der Angestellten orientiert und der/die Arbeitgeber:in nicht die Maßstäbe anderer Positionen einbezieht.

Führungsleistung:

Die Führungsleistung hat nicht unbedingt etwas mit einer führenden Position zu tun. Sie kann sich auch auf die Teammotivation beziehungsweise die Beeinflussung des Teams beziehen.

  • Qualität der Mitarbeiterführung durch Vorgesetzte
  • Auswirkung auf die Mitarbeiter:innenmotivation
  • Betriebs- beziehungsweise Abteilungsklima
  • Mitarbeiter:innenleistung
  • Durchsetzungsvermögen der Führungskraft

Internes Sozialverhalten:

Auch das Sozialverhalten der angestellten Person spielt eine Rolle im Arbeitszeugnis. Fragen, die geklärt werden sollen, wie sie sich in der Firmenhierarchie beziehungsweise in das Team einfinden konnte und wie der Umgang mit den Mitarbeiter:innen und Vorgesetzten war.

  • Sozialverhalten
  • Umgang mit allen Personen, die im betrieblichen Ablauf involviert sind
  • Einhaltung der Betriebsordnung
  • Zusammenfassung der Beurteilung

Wichtig: Vorgesetzten ist es nicht gestattet, das Verhalten außerhalb der Arbeit zu beurteilen. Hierbei gibt es allerdings eine Ausnahme: Benimmt sich ein:e Angestelle:r im Privatleben derart daneben, so dass es unmittelbar auf den Job zurückfällt. Beispiele hierfür könnten rassistische Kommentare im Internet sein, wenn im Profil die Firma angegeben ist.

Wie sieht eine Schlussformulierung in einem Arbeitszeugnis aus?

Die Schlussformulierung im Arbeitszeugnis ist eine freiwillige Leistung der vorgesetzten Person, jedoch wirkt sie freundlicher und positiver. In der Regel zeigt sie eine letzte Form der Wertschätzung und unterstreicht somit ein (gutes) Arbeitszeugnis.

Entscheiden sich Vorgesetzte für eine Schlussformulierung, beinhaltet sie den Grund und die Initiative der Beendigung des Arbeitsverhältnisses sowie Zukunftswünsche und Danksagungen. Auch an diesem Punkt können Sie und potenzielle Arbeitgeber:innen ausmachen, welche Beurteilung Ihnen zuteil wird.

Beispiele für Schlussformeln eines guten Arbeitszeugnisses:

  • Er/Sie verlässt die Firma auf eigenen Wunsch, was wir außerordentlich bedauern.
  • Er/Sie verlässt uns auf eigenen Wunsch, was wir sehr bedauern = der Arbeitgeber hätte diese:n Mitarbeiter:in gerne behalten.

Bedauert man Ihr Ausscheiden nicht, könnte der Abschluss wie folgend lauten:

  • Er/Sie verlässt uns auf eigenen Wunsch.
  • Er/Sie verlässt das Unternehmen im gegenseitigen Einvernehmen.

Wichtig: Auch wenn die Schlussformulierung keine Pflicht ist, wird sie zu einer, wenn das Weglassen dazu führt, dass das allgemeine Arbeitszeugnis eine Relativierung erfährt.

Welche Wörter sollten in einem Arbeitszeugnis stehen?

Note 1
Stets, vollsten, allerbeste, außerordentlich, herausragend, außergewöhnlich, im höchsten Maße, hervorragend
Note 2
Stets, vollen, äußerst, beste, hoch
Note 3
Zu unserer Zufriedenheit, gewissenhaft, zuverlässig, sorgfältig, in jeder Hinsicht
Note 4
Größtenteils, zu unserer Zufriedenheit, ordnungsgemäß erledigt, unseren Erwartungen entsprochen, mit Interesse, zufrieden
Note 5
Konnte nicht gerecht werden, bemüht, im Rahmen der Fähigkeiten, termingerecht zu beenden, entsprach den Anforderungen, in der Regel erfolgreich

Wie ein gutes Arbeitszeugnis aussieht

Ein gutes Arbeitszeugnis erkennen Sie an den Steigerungen der einzelnen Adverbien.

In keinem sehr guten Arbeitszeugnis sollten demnach dreifache Steigerung fehlen, denn sie bedeuten übersetzt die Note 1. Zweifache Steigerungen in der Arbeitszeugnis-Formulierung und -Bedeutung spiegeln eine gute Beurteilung, also die Note 2, wieder.

Note 1 - 2
Dreifache Steigerungen
Note 2 - 3
Zweifache Steigerungen
Note 4 - 5
Auslassen von Steigerungen

Wissenswert: Nicht immer können einzelne Formulierungen auf eine Note festgesetzt werden. Sie sollten das Zeugnis beziehungsweise die einzelnen Abschnitte als Ganzes bewerten.

Einige Beispiele für ein sehr gutes Arbeitszeugnis:

  • Er/Sie erledigte seine/ihre Aufgaben stets selbstständig mit äußerster Sorgfalt und Genauigkeit.
  • Er/Sie erzielte herausragende Arbeitsergebnisse und zeigte außergewöhnliches Engagement.
  • Indem er/sie neue Situationen stets sehr gut und sicher meisterte.
  • „Wir sind mit seinen/ihren Leistungen außerordentlich zufrieden.“

Einige Beispiele für ein gutes Arbeitszeugnis:

  • Er/Sie erledigte Aufgaben stets selbstständig mit großer Sorgfalt und Genauigkeit.
  • Er/Sie erzielte beste Arbeitsergebnisse und zeigte hohes Engagement.
  • Er/Sie war stets aufgeschlossen und freundlich.
  • Das Verhältnis zu Vorgesetzten, Mitarbeiter:innen und Kund:innen war stets einwandfrei.

Worst Case: ein schlechtes Arbeitszeugnis

Die Kunst ist, Formulierungen, die gut klingen, von denen zu unterscheiden, die inhaltlich gut sind. Aus verschiedenen Gründen kann das Arbeitsverhältnis ein- oder beidseitig derart gestört gewesen sein, dass das Zeugnis negativ ausfällt. Weil es Vorgesetzten nicht erlaubt ist, weniger als wohlwollend zu formulieren, ist es umso wichtiger, dass Sie die entsprechenden Wortlaute kennen.

Einige Beispiele für ein schlechtes Arbeitszeugnis:

  • Er/Sie hatte Gelegenheit, die aufgetragenen Arbeiten und Abläufe kennen zu lernen.
  • Sein/Ihr Verhalten gegenüber den Kolleg:innen war angemessen.
  • Er/Sie bemühte sich um eine zuverlässige Arbeitsweise.
  • Er/Sie hat sich im Rahmen seiner/ihrer Fähigkeiten eingesetzt.
  • Die geleistete Arbeit entsprach im Allgemeinen den Anforderungen.
  • Er/Sie verlässt das Unternehmen im gegenseitigen Einvernehmen.
  • Er/Sie erledigte alle aufgetragenen Aufgaben mit Sorgfalt und Genauigkeit.

Wissenswert: Sie haben ein Recht auf Nachbesserung! Schlechte Beurteilungen müssen mit Beweisen begründet werden. Ohne diese können Vorgesetzte keine schlechten Arbeitszeugnisse durchsetzen.

Verschlüsselte Formulierungen: Welche Zeugnis-Formulierungen sind nicht gut?

Haben Sie den Dreh raus, die Sprache der Arbeitszeugnisse zu entschlüsseln, sollten Sie prüfen, ob Sie auch die sprachlichen Kniffe kennen, denen man schnell auf den Leim geht.

Verneinungen

Wird im Arbeitszeugnis zum Beispiele erwähnt, dass Ihre Initiative nicht zu bemängeln war, bedeutet das im Umkehrschluss, dass sie auch nicht besonders hervorstach.

Widersprüche

Das Zeugnis wirkt gut, doch an keiner Stelle fällt ein Dank oder Bedauern, dass Sie das Unternehmen verlassen? Fragen Sie sich, warum das der Fall ist, wenn Sie ein:e gute:r Mitarbeiter:in waren.

Selbstverständlichkeiten

Pünktlichkeit, Einsatzbereitschaft, Freundlichkeit und ähnliche Selbstverständlichkeiten sollten nicht Teil des Arbeitszeugnisses sein. Bei Erwähnung stellt sich schnell die Frage, ob Sie nicht durch andere Dinge punkten konnten.

Reihenfolgen

Achten Sie auf die Reihenfolge der Beurteilungen. Starten sie mit unwichtigen oder selbstverständlichen Aspekten, scheint es, als wolle man sich darum herumdrücken.

Schweigen

Fehlen im Arbeitszeugnis Erwähnungen, die Sie in Ihrem Beruf besonders auszeichnen, ist das ein schlechtes Zeichen.

Passive Formulierungen

Geht man auf Ihre Fähigkeiten ein, indem sie passiv dargestellt werden, zeugt das davon, dass Sie nicht selbstständig genug sind beziehungsweise waren.

Lesen Sie zwischen den Zeilen!

Gut klingende Arbeitszeugnis-Formulierungen sollten Sie genau prüfen und hinterfragen.

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